FED-Regionalgruppe Düsseldorf im InnovationHub in Gummersbach

24.10.2023 Gummersbach

Bericht von Hanno Platz, Leitung FED-Regionalgruppe Düsseldorf

Die Regionalgruppe Düsseldorf hatte zu einer Veranstaltung im „DigitalXchange Center des Innovation Hub Bergisches Rheinland“ eingeladen, der auf dem Gelände des Campus der TH-Köln in Gummersbach seit gut einem Jahr im neuen „Kranhausgebäude Halle 51“ beheimatet ist.

Schwerpunktthema des Tages war die „CO2-Bilanzierung von Unternehmen und Produkten“, Informationen zu den Anforderungen und deren praktischer Umsetzung.

Begrüßung und Vorstellung Innovation Hub

Nach der Begrüßung und Kurzvorstellung des FED-Fachverbands durch die RG-Leiter Hanno Platz und Jürgen von den Driesch erhielten die ca. 20 Teilnehmer eine Präsentation vom Gastgeber, zu den Arbeiten und Zielen am Innovation Hub.

Der Geschäftsführer Herr Tom Frenzel, Innovation Hub begrüßte die Gäste und stellte den InnoHub vor. Der Innovation Hub Bergisches RheinLand (InnoHub) bildet den zentralen Knotenpunkt des Netzwerkes aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) der Regionen, den wissenschaftlichen Einrichtungen für Forschung und Lehre, den Interessenvertretungen der Kreise Oberberg, Rhein-Berg und Rhein-Sieg sowie der lokalen Politik. Ziel dieses Knotens ist es, als zentrales Element zur Steigerung der Innovationsfähigkeit regionaler Unternehmen und Organisationen beizutragen und ein starkes Netzwerk für die zukünftigen Herausforderungen der digitalen Transformation und Industrie 4.0 zu schmieden. Die zwei großen Säulen Innovation Hub Bergisches RheinLand e. V. und TH Köln bilden den Kern des Innovation Hub Bergisches RheinLand. Dabei steht der Verein für das DigitalXchange-Center, welches sich insbesondere auf Schulungen, Tagungen, Kongresse, Qualifizierungsmaßnahmen sowie das notwendige Marketing fokussiert. Das Technology-Center besteht aus dem IT-Lab und der Modellfabrik. In diesen beiden Bereichen werden die kooperativen Projektideen aller beteiligten Unternehmen und Wissenschaftler der TH Köln bearbeitet und umgesetzt.

Der Innovation Hub basiert auf 3 Säulen:

1. Modellfabrik
Die Modellfabrik leitet fachlich und bearbeitet  vier Themenfelder mit der Unterstützung von jeweils einem Professor:

Im Erdgeschoß befindet sich das Labor, das für Versuche zur Digitalisierung im Kontext von Industrie 4.0 mit verschiedenen Maschinen ausgestattet ist, die in Demonstratorprojekten der Mitgliedsfirmen mit moderner IoT-Sensorik ausgerüstet werden können. Aktuell stehen eine Spritzgießmaschine, ein Metall 3D-Drucker, ein Fräscenter sowie Transport- und Handhabungsroboter zur Verfügung.

2. IT-Lab
Das IT-Lab ergänzt die Modellfabrik, indem Räume eingerichtet werden, die Innovationsprozesse fördern, und eine IT-Infrastruktur geschaffen wird, die als Grundlage für verschiedene Themenfelder genutzt werden kann.

3. DC-Center
kümmert sich um die Organisation von Workshops und Schulungen, sowie Community Events und die Durchführung von Kongressen und Tagungen. Höhepunkt ist die jährlich im Juni stattfindende Konferenz „DigitalXchange Bergisches RheinLand“ ab 2021 gab es an den 2 Tagen über 1.000 Teilnehmer, im kommenden Jahr werden hier ca. 1.500 Anmeldungen erwartet.

Fachvortrag 1: Klimaneutralität - CO2 Bilanzierung von Treibhausgasemissionen in Unternehmen und Produkten von Prof. Dr. Eike Permin, TH-Köln

Professor Permin kommt aus der Fakultät für Informatik und Ingenieurwesen – Digitale Produktion an der TH-Köln und ist am Innovation Hub u. a. zuständig für das Thema CO2 Bilanzierung.

Zu den „Herausforderungen bei der Ökobilanzierung in mittelständischen Unternehmen“ gab Prof. Dr. Eike Permin zunächst einen ersten Einblick in die Fragestellung der CO2-Bilanzierung in Unternehmen.

Themen in der Agenda waren:

  • Digitaler Fußabdruck, CO2 freie Produktion
  • Ressourcen- und Kosteneinsparung versus Erfüllung von Kundenanforderungen
  • CSR-Richtlinie zur Klimaneutralität innerhalb der Lieferketten (Corporate Social Responsibility)
  • Berechnungstools wie ecocockpit zur Ermittlung der Klimaneutralität
  • Diskussion F&A
  • Ökobilanzierung im Fokus

Transparenz über die eigenen Treibhausgasemissionen wird für den produzierenden Mittelstand immer wichtiger – ob unter dem Aspekt der Ressourcen- und Kosteneinsparung oder der Erfüllung von Kundenanforderungen. Nicht zuletzt hat die EU das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu werden, mit unmittelbaren Auswirkungen auf die Unternehmen: Mit dem European Green Deal sowie dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) kommen spürbare Veränderungen auf die Unternehmen zu. Mit der CSR-Richtlinie gewinnt das Thema „Klimaneutralität innerhalb der Lieferketten“ und der Ansatz der Einbeziehung der Lieferketten in die Klimabilanz immer mehr an Bedeutung.

Wesentliche Rahmenbedingungen und Gesetzte bestehen bereits heute und betreffen auch die Vorschriften die seit dem 1.1.2023 im geltenden Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz geregelt sind.

Die Grundlagen dazu sind in folgenden gesetzlichen Regelungen definiert:

  • European Green Deal von 2019
  • Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP für 2021-2025
  • Den 17 Nachhaltigkeitszielen der vereinten Nationen.

Prof. Dr. Eike Permin gibt zu bedenken, dass die Großindustrie von Ihren Zulieferern eine viel frühere Umsetzung als in 2040 oder 2030 fordern. So z.B. der Automobilhersteller Daimler Benz, der in seinem Projekt „Ambition 2039“ von allen Zulieferern bei der Neuvergabe von Aufträgen nur noch CO2 neutrale Produkte akzeptieren wird.

Was ist eine Ökobilanz?
Die Ökobilanz ist ein Verfahren, um umweltrelevante Vorgänge zu erfassen und zu bewerten. Ursprünglich vor allem zur Bewertung von Produkten entwickelt, wird sie heute auch bei Verfahren, Dienstleistungen und Verhaltensweisen angewendet.

Normen zur Ökobilanzierung

Grundsätze und Regeln zur Durchführung von Ökobilanzen wurden in den ISO-Standards 14040:2006 und 14044:2006 international festgelegt und in das deutsche Normenwerk übertragen (DIN EN ISO 14040, DIN EN ISO 14044)

Dier Herausforderungen in der Erstellung der Ökobilanzierung sind groß:

  • Geringe Transparenz in den globalen Lieferketten
  • Komplexe Baugruppen und Strukturenkomplexität bei der Messung des Fußabdrucks
  • Unsicherheit bei der Auswahl der Methode
  • Auswahl der bestgeeigneten Software
  • Zeitaufwendig und teuer
  • Halbleiterspezifische Probleme bei der Ökobilanz, die enormen Energiebedarf hat und komplexe Lieferketten im Produktionsprozess aufweist. Diese werden jedoch oft aus Wettbewerbsgründen nicht offengelegt.

Als Fazit und fasste Prof. Permin zusammen:

Eine vereinfachte Methode für die Ökobilanzierung in KMU wird vorgeschlagen. Wichtig sind die Zieldefinitionen, Auswahl der Methode und der Indikatoren.

  • Erstellen Sie eine ABC-Analyse der relevantesten Bauteile.
  • Organisieren Sie sich!
  • Entwickeln Sie ein Austauschformat!
  • Entwickeln Sie ein gemeinsames Verständnis zu Zielen, Standards und Rahmenbedingungen!
  • Entwickeln Sie gemeinsam Blaupausen, Indikatoren, Scopes etc.!
  • Denn, Nachhaltigkeit und Ökobilanz im industriellen Umfeld werden immer wichtiger.
  • CO2-Neutralität ist – politisch wie kundengetrieben – erklärtes Ziel vieler Lieferketten.
  • Die Herausforderungen einer detaillierten Ökobilanz sind – insbesondere für KMU – immens, aber lösbar.

Fachvortrag 2: Zunehmende Lichtverschmutzung der Umwelt - Konsequenzen und Lösungen

Im zweiten Vortrag befasste sich Thomas Denner mit dem Umweltthema der Lichtverschmutzung. Die zunehmende Illuminierung von Straßen und Hausfassaden in den Städten hat zu einem fatalen Insektensterben geführt. 80 % der nachtaktiven Insekten wurden in den letzten 3 Jahrzehnten vernichtet. Auch Bäume und Pflanzen werden von der Nachtbeleuchtung negativ beeinflusst, die Bestäubung ist dadurch in Gefahr und in der Folge werden wiederum andere Tiere vertrieben oder belastet. Der Hell/Dunkelrhythmus ist auch für uns Menschen wichtig, er steuert so gut wie alle lebenswichtigen Prozesse.

Aber auch der energetische Faktor wurde aufgezeigt. Selbst mit sparsamen LED-Licht verbraucht eine 10 Watt Lampe, die die ganze Nacht an ist, 44 kWh im Jahr. Hinzu kommt eine CO2 Belastung von 18,7 kg!

Herr Denner gab Hinweise zu den Grundlagen der Beleuchtung und zu Einsparungs-möglichkeiten mit adaptiver Beleuchtung. In verschiedenen Bundesländern gilt bereits das Bundesnaturschutzgesetz ab März 2022,

  • Schutz von Tieren und Pflanzen § 41a
  • Umrüstpflicht öffentlicher Beleuchtung § 41a
  • Verbot neuer Leuchten in Naturschutzgebieten § 23 Absatz 4

Mithilfe von elektronischen Sensoren und der Vernetzung von Straßenbeleuchtung kann über eine Adaptive, intelligente Beleuchtung viel Energie und CO2 eingespart und Lichtverschmutzung reduziert werden.

Nach dem Vortrag war allen Teilnehmern klar, dass wir alle auch im privaten mithelfen können die Umweltbelastung zu reduzieren und dabei auch noch Geld einsparen. Gerade bei der anstehenden Weihnachtsbeleuchtung sollte man einiges beachten, wozu es auf der Webseite von den Paten der Nacht sogar eine Empfehlung gibt: https://www.paten-der-nacht.de/weihnachtsbeleuchtung/

Der Referent Herr Thomas Denner ist von Beruf Elektroingenieur und befasst sich in einem Ehrenamt bei den „Paten der Nacht“ mit dem Thema der Lichtverschmutzung.

Führung durch die Modellfabrik des Innovation Hub Bergisches Rheinland

Die Themen im Umfeld Industrie 4.0 sind Additive Manufacturing – Digital Engineering – Montage 4.0 – Predictive Maintenance. Gezeigt wurden IoT-Lösungen an einer Spritzgießmaschine, einem CNC-Fräscenter, 3D-Metalldrucker, einer Montagestation, usw.

Die interessante Nachmittagsveranstaltung der Regionalgruppe Düsseldorf war gegen 17 Uhr beendet. Alle Teilnehmer waren sich einig, dass es wichtig war sich über das Thema CO2-Fußabdruck zu informieren und der Rundgang durch die Modellfabrik war am Ende mit vielen Einblicken zur Digitalisierung an den Maschinen und Handlingsystemen einer gelungener Abschluss für die Teilnehmer.

Sie haben Interesse an der Regionalgruppe Düsseldorf? Nehmen Sie Kontakt auf zur Leitung der Regionalgruppe Düsseldorf.